Hat Ihnen auch schon einmal jemand die Einnahme von Mariendistel Tee oder Kapseln empfohlen? Im Internet und oft auch im Freundeskreis hört man sehr viel von diesem Medikament. Gerade in unseren Breiten kommen bei dem Gedanken an die Einnahme der stacheligen Distel vielen Leuten Zweifel. Dabei ist die Mariendistel eines der ältesten bekannten Heilmittel Europas. Was aber tut sie wirklich? Wofür sollte man sie nehmen und bestehen Risiken? Wir haben einen kleinen Mariendistel Ratgeber für Sie zusammengestellt.
Was ist die Mariendistel eigentlich?
Die Mariendistel, lateinisch Silybum Marianum, ist eine der am weitesten verbreiten Pflanzen der Welt. Dementsprechend viele Namen hat sie auch im regionalen Sprachgebrauch. Im Deutschen kennen Sie sie möglicherweise als Donnerdistel, Fechdistel, Heilandsdistel, Fieberdistel, Frauendistel oder auch Christi Krone. Sie wächst oft am Wegesrand und vermutlich haben auch Sie sich schon mindestens einmal an ihr gestochen. Das macht sie einem meist nicht gerade sympathisch – und dennoch ist sie eine der nützlichsten Pflanzen die wir kennen.
Wo wächst die Mariendistel?
Heutzutage ist die Mariendistel auf der ganzen Welt verbreitet. In Österreich, Deutschland, Ungarn, Polen, Argentinien, Venezuela und China wird sie als Heilpflanze, aber teilweise auch als Futtermittel angebaut. In Nordamerika, dem Iran, Australien und Neuseeland dagegen wird sie als schädlicher Eindringling gesehen und bekämpft um die einheimischen Pflanzen zu schützen. Interessanterweise ist ihre ursprüngliche Herkunft unklar. Deutschsprachige Quellen tendieren dazu sie im Mittelmeerraum zu suchen, während englischsprachige sie im Südosten Englands vermuten.
Wie kommt die Mariendistel zu ihrem Namen?
Laut einer alten christlichen Legende sollen beim Stillen des kleinen Jesus einst einige Tropfen von Marias Muttermilch auf eine Distel gefallen sein. Seitdem sollen die Nachkommen dieser Distel weiß gestreifte Blätter haben. Aus diesem Grund nennt man sie auf Englisch auch milk thistle – die Milchdistel.
Die medizinische Geschichte der Mariendistel
Wie bereits in der Einleitung erwähnt ist die Mariendistel eine der ältesten bekannten Heilpflanzen in der Geschichte der Medizin. Sie wurde bereits in der Antike häufig eingesetzt.
So empfahl schon der griechische Gelehrte Dioskurides, der im ersten Jahrhundert nach Christus eine Abhandlung über Arzneimittel schrieb, sie als Medikament gegen Schlangenbisse. Hierfür haben wir heutzutage allerdings effektivere Gegengifte.
Sein römischer Kollege Gaius Plinius Secundus Maior, heute besser als Plinius der Ältere bekannt, kam der Sache schon näher. Er nannte Mariendisteln als Mittel zur Gallenreinigung. Ab dem Mittelalter war dann bekannt, dass die Mariendistel bei Lebererkrankungen angewendet werden sollte.
Die Wirkstoffe der Mariendisteln
Was also sind die heilenden Wirkstoffe der Mariendistel?
- Silymarin ist der Hauptwirkstoff. Es ist ein Gemisch mehrerer Flavonoidderivate und hilft bei toxischen und chronisch entzündlichen Lebererkrankungen.
- Bitterstoffe steigern die Bildung von Magensäure und Galle und führen so zu der bereits Plinius dem Älteren bekannten Wirkung.
- Biogene Amine dienen als Bausteine bei der Bildung von Coenzymen, Vitaminen und Phospholipiden.
- Gerbstoffe erschweren das Eindringen von Pilzen und Bakterien in Gewebe, hemmen Entzündungen und stillen kapillare Blutungen.
- Ätherische Öle sind wohl der Grund weshalb die Mariendistel oft als Tee und nicht in Form von Tabletten oder Tropfen empfohlen wird. Sie entfalten ihre Wirkung am besten wenn sie mit dem Dampf eingeatmet werden.
Was sind denn nun eigentlich die Anwendungsgebiete von Mariendisteln?
1. Lebererkrankungen
Das heutige Hauptanwendungsgebiet sind und bleiben die toxischen und chronisch-entzündlichen Leberkrankheiten. Das Silymarin wird zum Beispiel bei Hepatitis C, der oft chronisch werdenden gefährlichsten Form der Gelbsucht angewendet. Bis heute gibt es gegen Hepatitis C keine Impfung. Auch bei Leberzirrhose, der meist, aber nicht immer, durch Alkohol ausgelösten Vernarbung der Leber, und Pilzvergiftungen ist Silibinin, der Hauptinhaltsstoff von Silymarin, hilfreich. Es stimuliert die Aktivität von RNA-Polymerase I, stabilisiert Lipidstrukturen in den Zellmembranen der Leber und hat antiperoxidative und antifibrotische Wirkungen.
2. Verdauungsstörungen
Schon lange werden Mariendisteln bei Völlegefühl und Blähungen eingenommen. Auch hier wirkt zwar das Silymarin, der wichtigere Wirkstoff sind dabei jedoch die Bitterstoffe. Sie verstärken die Bildung von Magensaft wodurch die Verdauung beschleunigt wird.
3. Magen- und Darmerkrankungen
Bei Magen- und Darmentzündungen und leichten Durchfällen kommen in erster Linie die Gerbstoffe zum Einsatz. Sie erschweren das Eindringen von Bakterien und Pilzen in die Darmschleimhaut und hemmen so die Entzündung.
4. Bei Vergiftungen
Hier tritt wieder die die Leber heilende Wirkung des Silymarins in den Vordergrund. Zusätzlich kommen aber auch die Gerbstoffe zum Einsatz wenn es zum Beispiel um Schwermetall- oder Alkaloidvergiftungen geht. Sie können nämlich Schwermetallionen und Alkaloide aus Verbindungen lösen und so helfen sie aus dem Körper zu entfernen.
5. Bei Hautproblemen
Mariendisteln werden bei Akne, trockener Haut, Schuppenflechte und Juckreiz eingesetzt. Hier wird die Wirkung allerdings nicht durch eine zusätzliche Funktion der Disteln erreicht. Es ist vielmehr die bereits erwähnte Wirkung auf die Leber, die eine geschädigte Entgiftungsfunktion des Körpers widerherstellt und so von innen die Ursache des Hautproblems beseitigt.
Gibt es Risiken?
Wie fast alle wirksamen Arzneimittel sind auch Mariendisteln in zu großer Menge giftig. Achten Sie also bei der Anwendung immer auf die Dosierungsangaben auf der Verpackung beziehungsweise die Empfehlungen Ihres Arztes oder Apothekers.